Linke beantragt solidarisches Modell anstatt asozialer Pauschalgebühr
Hintergrund
Bisher ist es so, daß die Betreuungsgebühren für Kinder in Krippe, Kindergarten und Hort vom Familienkommen abhängig waren. Für eine 9 stündige Betreuung im U3 Bereich z.B. muss man ca. 9 % seines Bruttoeinkommens für die Kleinsten aufwenden.
Bereits vor über 2 Jahren hat die Stadtverordnetenversammlung gegen die Stimmen der Linksfraktion beschlossen dass die Betreuungsgebühren erhöht werden sollen. Die Verwaltung hat diesen Beschluß jedoch nicht umgesetzt, sondern stattdessen geschlafen.
Im Rahmen des Wahlkampfsgeschenks der Landesregierung, die eine 6 stündige Betreuung für Kinder über 3 hessenweit kostenlos anbieten will, plant nun auch die Stadt Friedberg eine große Überarbeitung der Beitragssatzung. Die Vorlage der Verwaltung sieht dabei vor, auf eine einkommensabhängige Erhebung der Betreuungsgebühren zu verzichten. Alle sollen pauschal denselben Betrag zahlen.
Dabei ist um U3 Bereich eine deutliche Erhöhung des Elternanteils geplant. Nach dem Vorschlag der Verwaltung sollen die Eltern dort insgesamt etwa 20 % mehr Gebühren bezahlen als bisher.
Unsoziale Handschrift
In der Ü3 (Kinder ab 3 Jahre) Betreuung sind ab Herbst die ersten 6 Stunden kostenfrei.Für eine längere Betreuung sind die Gebühren durch diese Neuregelung inzwischen so gering, daß eine pauschale Erhebung vertretbar sein mag. Aber im Bereich der U3 (Kinder bis 3 Jahre) und Hort- Betreuung ist das zutiefst ungerecht.
Zwar ist es so, dass für ganz finanzschwache Familien, z.B. solche in ALG 2 Bezug der Kreis die Kita-Gebühren bezahlt. Aber wer knapp über dieser Grenze liegt kriegt meistens keinen Zuschuss. Es sind also gerade die Geringverdienenden die bei einer Pauschale am meisten belastet werden. Nach dem Vorschlag der Verwaltung sollen diese nun bis zu 15 % Ihres Einkommens für die Kita-Betreuung ausgeben. Zusätzlich dazu können Sie meist nur einen kleinen Teil der Kosten vom Finanzamt zurückbekommen, weil Sie nur wenig Steuern zahlen. Besserverdiende werden dagegen deutlich entlastet. Sie müssen für die gleiche Betreuung nur 3 % von Ihrem Einkommen abgeben und bekommen mehr Geld vom Finanzamt zurück. Das ist doppelt ungerecht.
Ein Kind großzuziehen ist nicht nur menschlich eine große Herausforderung (und Bereicherung!) sondern kostet auch eine Menge Geld. Dass nun hart arbeitende Reinigungsfachkräfte, Müllwerker und AltenpflegerInnen am Ende die Zeche zahlen ist mit uns nicht zu machen! Diese Menschen müssen sowieso schon jeden Euro zweimal umdrehen.
Hier zeigt sich die unsoziale Handschrift des neuen Bürgermeisters. Es war folgerichtig auch nur die CDU-Fraktion die sich klar für die Pauschalgebühren ausgesprochen hat. Die christliche Idee „Der Eine trage des Anderen Last“ hat hier eine klare Zielsetzung: „Wer am wenigsten hat soll die Last für die Wohlhabenden tragen“ Die anderen Fraktion lavieren noch herum und legen sich nicht fest. Begründet wird dies damit, daß ja alles so furchtbar kompliziert sei. Außer der Linksfraktion hat sich niemand gegen eine Pauschalgebühr ausgesprochen!
Politische Grundsatzfrage nicht kompliziert
Nun sind manche Details der neuen Gebührenregelung tatsächlich schwere Kost. Für die Grundsatzfrage, ob man Pauschalgebühren möchte oder eine Staffelung gilt dies aber nicht. Diese Frage ist ganz einfach: Will man ein gerechtes Friedberg führt an einer Staffelung kein Weg vorbei! Es wäre traurig wenn Friedberg nun mit einer Pauschalgebühr in die falsche Richtung geht
Linke bringt Änderungsantrag ein
Die Linksfraktion bringt deshalb einen Änderungsantrag ein, der für etwas mehr Gerechtigkeit sorgen soll. Nach unserem Modell, zahlen alle Familien einen Prozentanteil vom Einkommen für die Kita Gebühren. Dabei steigt der Anteil bei höheren Einkommen leicht. Für eine 10 Stündige Betreung in der Kita müssen dann z.B. zwischen 6 und 7 % des Bruttoeinkommens bezahlt werden. Bei einer 8 stündigen Betreuung sind es 4,8 bis 5,6 %.
Damit werden folgende Aspekte berücksichtigt:
- Aktuell muss bereits bei einem Familienbruttoeinkommen von 4000 € der Höchstsatz gezahlt werden. Das ist viel zu niedrig. Folgerichtig zahlt auch etwa die Hälfte der Eltern in Friedberg den Höchstsatz. Wir schlagen einen Höchstsatz erst bei 9000 € Einkommen vor. Das entlastet Durchschnittsverdienende und sorgt für eine gerechtere Verteilung der Gebührenlast.
- Da sich das Modell grob an den Sätzen in Rosbach orientiert ist damit zu rechnen daß die Auswirkungen auf den Haushalt im Rahmen bleiben. Die Kosten- und Einkommensstrukturen der beiden Städte Friedberg und Rosbach sind vergleichbar.
- Um den Höchstsatz nicht sofort zu stark steigen zu lassen schlagen wir vor, Ihn schrittweise anzuheben.
- Der Höchstsatz soll spätestens alle 2 Jahre entsprechend der Lohnentwicklung angepasst werden. Dies sichert die Zukunftsfähigkeit des Haushalts und bewahrt alle Beteiligten vor bösen Überraschungen.
Vergleichstabelle
Was unser Vorschlag z.B. für die Betreuung in der Kita nach der schrittweisen Anpassung des Höchstsatzes konkret im Gegensatz zu dem Verwaltungsvorschlag bedeutet ist aus folgender Tabelle ersichtlich
Einkommen Gebühr Einkommensanteil Gebühr Einkommensanteil Differenz
brutto Linke Linke Verwaltung Verwaltung
2.500 150 6 % 350 14 % - 200€ / 233%
3.000 180 6 % 350 11,7 % - 170 € / 194 %
3.500 210 6 % 350 10 % - 140 € / 166 %
4.000 240 6 % 350 8,75 % - 90 € / 146 %
4.500 275 6,11 % 350 7,8 % - 75€ / 127 %
5.000 310 6,2 % 350 7 % - 40 € / 113 %
6.000 380 6,33 % 350 5,83 % 30 € / 92 %
7.000 450 6,43 % 350 5 % 100 € / 78 %
8.000 520 6,5 % 350 4,38 % 170 € / 67 %
9.000 600 6,67 % 350 3,89 % 250 € / 58 %
10.000 600 6 % 350 3,5 % 250 € / 58 %
12.000 600 5 % 350 2,9 % 250 € / 58 %
Am besten wäre eine Steuerfinanzierung
Bildung ist kein Luxus, sondern Menschenrecht. Es ist daher eine Schande daß die Stadt überhaupt Gebühren für die Kita-Betreuung verlangen muss. Das von uns vorgeschlagene Modell ist zwar weniger schlimm als der Vorschlag der Verwaltung. Aber wirklich gerecht ist auch das nicht. Wirklich gerecht wäre eine vollständige Finanzierung der Kinderbetreuung aus Steuermitteln. Dafür braucht es aber mehr Geld vom Land.
In Ihrer Mitgliederversammlung am 3. April 2018 hat die Linke.Friedberg unter anderem einen neuen Vorstand gewählt. Dabei gab es einen Generationenwechsel an der Spitze. Bei der Linken Friedberg gehört der Jugend die Gegenwart und die Zukunft. Neue Vorsitzende ist die 18-jährige FSJ-lerin Lena Binsack. Ihr politisches Anliegen ist die Verbindung von sozialen und ökologischen Themen. Ihre Stellvertreterin ist 43 jährige Hartz IV-Aktivistin Anja El-Fechtali. Sie wird ihre sozialpolitische Erfahrung in die Arbeit des Vorstands einbringen. Ergänzt werden die beiden vom Pressesprecher Sven Weiberg. Der Haushalts- und Kommunalpolitiker stärkt die Öffentlichkeitsarbeit des Ortsverbands.
Auf der Sitzung wurde auch über die politischen Zielsetzungen des Ortsverbands gesprochen. Dabei wurde klar, dass DIE LINKE. Friedberg auch weiterhin dafür kämpfen wird, dass alle Menschen in Friedberg eine bezahlbare Wohnung haben. „Das geht nicht, ohne mehr Sozialwohnungen zu bauen“ sagt dazu Anja El-Fechtali. Auch dass arme Menschen es schwierig haben, am öffentlichen Leben teilzuhaben ist untragbar. „Wir brauchen einen Sozialpass für mehr Angebote, mehr gesellschaftliche Teilhabe und nicht zuletzt, um die bestehenden Vergünstigungen einfach zugänglich zu machen. Schließlich will niemand jedes Mal seinen Alg 2 Bescheid vorlegen, wenn es ins Schwimmbad geht. Und damit man zum Schwimmbad kommt, muss der ÖPNV billiger werden. Am besten wären kostenlose Angebote“, merkt Lena Binsack an. Wichtig ist dem Ortsverband auch eine umfassende und gute Kinderbetreuung in Friedberg. Sven Weiberg kommentiert: „Die Kita-Öffnungszeiten müssen einen Vollzeitjob ermöglichen. Manche Eltern, insbesondere Alleinerziehende, werden sonst ausgegrenzt. Das ist dann auch schlecht für die Kinder. Die Kita-Gebühren müssen dabei auch für Geringverdienende bezahlbar sein. Die geplanten Pauschalgebühren gehen in die falsche Richtung.“
Um die politische Arbeit angenehmer zu gestalten und sich besser kennenzulernen soll es zukünftig mehr zwanglose Treffen des Ortsverbands geben. „Die Gremienarbeit in der Fraktion ist nicht für jedes Mitglied interessant. Da brauchen wir weitere Angebote“, sagt dazu die neue Vorsitzende Lena Binsack.
Zum Abschluss dankte die Mitgliederversammlung dem alten Vorsitzenden Bernd Baier für sein bisheriges Engagement und entlastete den alten Vorstand einstimmig.
Für weitere Nachfragen:
Sven Weiberg, Tel. 0178-9700753
Lena Binsack, Tel. 0173-5472061
Es haben mittlerweile alle Friedberger Bürgerinnen und Bürger mitbekommen, dass die städtische Verwaltung nicht die schnellste ist. Auch wenn in der Stadtverordnetenversammlung fleißig Anträge gestellt und angenommen werden, heißt das nicht notwendigerweise, dass diese auch umgesetzt werden. 2013 hat die Stadtverordnetenversammlung auf einen Antrag der Linken hin beschlossen, dem Bündnis „Vermögenssteuer jetzt!“ beizutreten. Dieser Beschluss wurde nie in die Tat umgesetzt. Die inzwischen beschlossene Gestaltungssatzung der Kaiserstraße (auf Antrag der UWG) wurde etwa 10 Jahre in der Verwaltung verzögert. Die Grünen warten seit Jahren auf die von ihnen geforderte Veröffentlichung der Haushaltseckdaten und dazugehörigen Erläuterungen im Internet. Dies sind nur einige Beispiele, bei denen die Stadtverwaltung, der Magistrat, demokratisch beschlossene Anträge ignoriert oder bis zum Vergessen hinauszögert. Doch woran liegt das? Das Stadtparlament hat keinen direkten Einfluss darauf, was nach dem Beschluss mit ihren Anträgen geschieht. Die Umsetzung der Anträge ist Aufgabe des Magistrats. In der Geschäftsordnung des Magistrats der Stadt Friedberg heißt es wörtlich: „§3(1) Der Bürgermeister (m/w) bereitet die Beschlüsse des Magistrats vor. Er entscheidet, welche Verhandlungsgegenstände auf die Tagesordnung genommen werden und setzt die Tagesordnung fest.“
Es liegt also im Ermessen des Bürgermeisters, welche der Anträge besprochen werden, und welche auf unbestimmte Zeit „vergessen“ werden können. Das Gedächtnis des amtierenden Bürgermeisters ist dahingehend wohl besonders flüchtig. Was die Stadt Friedberg bräuchte, wäre eine Regulierung, die festlegt, dass angenommene Anträge unmittelbar in der nächsten Magistratssitzung besprochen und so schnell wie möglich umgesetzt werden müssen. Für Michael Keller scheint dieses Manko eher eine willkommene Ausrede zu sein. Doch wie stehen eigentlich die beiden übrig gebliebenen Bürgermeisterkandidaten dazu? Können sie sich damit abfinden, dass demokratisch beschlossene Anträge in den Untiefen der hiesigen Bürokratie versinken? Setzen auch Dirk Antkowiak (CDU) und Klaus-Dieter Rack (SPD) auf die gezielte Verlangsamung der städtischen Entwicklung? Sind sie vielleicht ebenso „vergesslich“?
Im Interesse der EinwohnerInnen im Allgemeinen und der Stadtverordneten im Besonderen, finden wir es wichtig, daß sich diese Praxis in Zukunft ändert. Wir würden es begrüßen wenn sich der zukünftige Bürgermeister hier zu einer solchen Regelung verpflichten könnte. Die Beschlüsse der SVV sollten von der Verwaltung ernst genommen und umgesetzt werden.
Die erfolgreiche Arbeit von Wildwasser Wetterau ist fachlich ausgerichtet gegen sexuelle Gewalt in der Kindheit und besteht seit 25 Jahren. Wildwasser e.V. ist anerkannter Träger der freien Jugendhilfe. Die Selbstbestimmung von Kindern und Frauen steht im Mittelpunkt der Arbeit, die auf Wertschätzung, Anerkennung und Respekt der Ratsuchenden basiert und lösungsorientiert ist.
Die Arbeit gliedert sich in Angeboten zur Prävention an Schulen und in Workshops und therapeutische Unterstützung für Mädchen von drei bis 12 Jahren, aber auch für betroffene Jungen und Familien. Weiter werden Fortbildungen angeboten, dies geschieht in den eigenen Räumen, aber auch in Schulen. Neu ist eine datengeschützte Online-Beratung, womit ein weiterer niedrigschwelliger Zugang zu den Beratungshilfen gegeben ist. Der Beratungsbedarf ist sehr groß und es wäre notwendig, die Beratungstätigkeit weiter auszubauen.
Zur Zeit sind drei Teilzeitkräfte beschäftigt. Eine personelle Aufstockung und auch größere Räume sind die Wünsche von Wilderwasser e.V. Gerade deshalb ist die finanzielle Unterstützung durch Spender immer willkommen und notwendig. Bernd Baier unterstützt sehr gerne Wildwasser e.V. seit 25 Jahren. Und er wird dies auch weiter tun, als Bürgermeister oder als Privatpersion.
Für alle die an der Arbeit des Vereins interessiert sind veranstaltet Wildwasser am Mittwoch, 06.09.2017, ab 16.00 Uhr einen Tag der Einblicke in die Arbeit in der Burg 16. 61169 Friedberg. Mehr Infos: www.wildwasser-wetterau.de.
Auf dem Foto (von links nach rechts): Brigitte Otto-Braun, Ute Hinkel (Vorstand), Miriam Vermeil, Bernd Baier